La Grande Vie

Theaterprojekt mit inhaftierten Frauen

Spielorte

Premiere:
14.12.1998 Justizvollzugsanstalt Berlin Lichtenberg
Weitere Vorstellungen: 17.12., 21.12.1998

Gastspiel:
09.02.1999 Volksbühne Berlin

Konzept

„Zwei Wege, Ordnungs-und Urteilssysteme zu durchbrechen: die Ausbildung eines geistigen, imaginierten Raumes (Kunst) oder die Überschreitung der Verbote (Verbrechen)“. Marlene Charell in La Grande Vie

Am 9.2.1999 traten zum 1. Mal in Deutschland Inhaftierte außerhalb ihrer Gefängnismauern im Theater auf - an der Volksbühne Berlin.

Dieser Aufführung ging eine 3-monatige Probenphase „hinter Gittern“ voraus. Ausgangspunkt der Arbeit waren Recherchen zum Thema „weibliche Aggressivität“. Der Anteil von Frauen im Strafvollzug beträgt in Deutschland weniger als 4%.

Woran liegt es, das Frauen so wenig spektakuläre Gangstergeschichte machen, während sich andererseits Berichte über abweichendes Verhalten von Frauen in den „eigenen 4 Wänden“ häufen? Heimlicher Alkoholismus, Tablettensucht, Magersucht, Selbstverletzung, scheinbar typische, weibliche Strategien zur Konfliktbewältigung, sind Gewaltmanöver, die der Gesellschaft keinen Schaden zufügen, sondern gegen die eigene Person gerichtet sind. Frauen werden, so scheint es, dazu erzogen, Wut und Verachtung als Abwehrmechanismen von Ängsten nicht-wie Männer- abzureagieren, sondern gegen sich selbst zu richten.

Unsere szenische Forschungsarbeit untersucht spielerisch die gängigen Klischees und bezieht die persönlichen Geschichten der Inhaftierten in die Dramaturgie des Stückes mit ein. Szenischer Rahmen von La Grande Vie ist ein Tanzwettbewerb, zu dem die Frauen als Kandidatinnen erscheinen und vergeblich auf ihre männlichen Tanzpartner warten. Nach der anfänglichen Wartephase treten die Frauen alleine gegeneinander an und konkurrieren mit Selbstversuchen, Sporteinlagen und biografischen Geschichten, die die Grenze zwischen Realität und Fiktion zum Verschwinden bringen.
Gudrun Herrbold, Saskia Draxler

>>>>>Zu dem Thema "weibliche Aggressivität" zeigte das Filmkunsthaus Babylon zeitlich parallel zu dem Auftritt in der Volksbühne folgende Filme: Im Reich der Sinne, Butterfly Kiss, Ekel, die tödliche Maria, Komplizinnen, Katzenmenschen, die Pfoten bleiben über dem Laken.<<<<<

Team

Regie: Gudrun Herrbold
Bühne: Donald Becker
Dramaturgie: Saskia Draxler
Körper-und Schauspieltraining: Anna Scheer
Kostümbetreuung: Nicole von Graevenitz
Licht: Hans-Hermann Schulze
Regieassistenz: Martin Zeijlmans van Emichoven
Dramaturgieassistenz/Pressearbeit/Tontechnik: Barbara Kastner
Fotografie: Stefan Boness
Videodokumentation: Malika Chalabi

Darsteller: Deniz Hartwig, Sigrid Lessing, Pavlina Antonia Londonova, Anna Samoilova, Natascha Nagel, Anna Scheer, Martin Zeijlmans van Emichoven

Mit Unterstützung von:
Kunst und Knast e. V., Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Presse

Theater der Zeit - Jan./Feb. 1999
Tagesspiegel- 7.12.1998
Berliner Zeitung- 11.12.1998
TAZ Magazin - 6.2.1999
TIP- 2/99 Neues Deutschland - 30.12.1998
BZ - 24.1.1999
Weibblick - 1/99
Nullrunde - 2/99
Spielart - 3/99

Radio- und Fernsehbeiträge:
Arte Info - 18.2.1999 , Autorin: Malika Chalabi
ORB (Ungeschminkt) am 20.10.1999
Radio Kultur (Zeitpunkte) - 14.12.1998 , Beitrag von Michaela Gericke
WDR 5 (Scala) - 17.12.1998 , Beitrag von Holger Zimmer
Deutschlandfunk (Corso) - 9.2.1999 93,3 (Berlin aktuell) - 26.12.1998
Radio Kultur - 1.11.1999
Radio1 - 1.11.1999