Maskenzeiten

Spielorte

Deutsches Theater Berlin

Premiere: 23. März 2012 in der Box des Deutschen Theaters Berlin, seitdem im Repertoire

Konzept

Ein Einserabitur im beschaulichen Heidelberg und die Welt steht dir offen. Ein Bachelor of Science in Psychologie an der University of London. Einer, der sich im Anzug so wohlfühlt wie andere im Jogginganzug. Eine vielversprechende Karriere im Leistungssport. Eine Kindheit in Blankenese. Dir ist alles in die Wiege gelegt worden. Dir steht die Welt offen – nun mach was draus!
Im Projekt 'Maskenzeiten' spielen junge Leute, die mit der Schule fertig sind, sich aber in geregelten beruflichen Zusammenhängen, in scheinbar vorgegebenen Lebensläufen nicht einfinden wollen – vielleicht noch nicht, vielleicht auch prinzipiell nicht. Die stattdessen etwas anderes suchen: Relevanz, Intensität und Rausch. Was treibt junge Leute an, unbedingt auf die Bühne zu wollen? Eine Antwort ist offenbar: etwas jenseits der allgegenwärtigen ironischen Distanzierung zu tun. Etwas Echtes erleben. Statt der eigenen Patchwork-Identität in der Verwandlung auf der Bühne ein richtiges Ich finden.

„Es ist eine Generation der ultimativen Kopie. Alles wiederholt sich, auf allen Gebieten. Modisch und musikalisch und künstlerisch, politisch, literarisch und physikalisch und auch beim Frisör. Im letzten Jahrhundert wurde noch eine neue Idee nach der anderen geboren. Vielleicht hat unsere Generation verstanden, dass das nicht einzuholen, geschweige denn besser zu machen ist.“

Gudrun Herrbold hat zahlreiche Gespräche mit jungen Leuten über die Sehnsucht nach dem Echtsein auf der Bühne und jenseits davon geführt, über Druck, Träume und Elite, und ein Ensemble aus fünf Spielern zusammengestellt, die gemeinsam das Stück 'Maskenzeiten' entwickelt haben.

„Dieses Gefühl, in eine schon vorgefertigte Welt geschmissen zu sein und dann die Verantwortung zu spüren Ich zu sein“ – wie geht man damit um? Wie verortet man sich selbst, wenn man sich umgeben von Ansprüchen und Erwartungen, ausgesprochenen wie unausgesprochenen, sieht? Mit einer Übermacht schon gelebter Idole und einer Überzahl der Möglichkeiten konfrontiert ist? 'Maskenzeiten' erzählt von den Schwierigkeiten, das Eigene zu finden. Es ist ein Stück aus privaten Erzählungen und ein Generationenporträt zugleich.

„Lebensgefühl ist ein Thema, das mich sehr angeht. Das habe ich doch verloren, oder? Das haben doch so viele verloren.“

Zitate: Ensemble 'Maskenzeiten'

Team

Regie: Gudrun Herrbold
Ausstattung: Muriel Nestler
Text: Bianca Praetorius
Video: Jürgen Salzmann
Dramaturgie: Kristina Stang

Besetzung:
Hannah Jahn, Gabriel Kähler, Fridolin Seele, Christian Wagner, Nico Wojak